ACHTUNG!!! Die Story ist EXTREM lang (wie man vielleicht
schon an der Sliderlänge bemerkt. Also Zeit nehmen!
Und sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!;
DFÜ, die Datenfernübertragung, ist schon seit Anbeginn der
Menschheit ein Wunschtraum derselben. Nicht immer konnte man
dabei auf Computer zurückgreifen, manchmal musste es eben auch
einfacher gehen. Bereits in der Steinzeit, genau gesagt an einem
Freitag den 13. fünf vor Zwölf bayerischer Atomzeit, erfand
der Stammesfürst Kawumm von Sumpfland, derer zu Neanderthal,
die theoretischen Grundlagen. Es müßte doch möglich sein, so
sagte er sich, durch zärtliches Schleudern einiger Bits mit dem
Nachbarstamm in Kommunikation zu treten. Zwar bestanden die Bits
damals noch aus dem Naturstoff Stein (vgl. auch Hardware) - es
war ja schließlich Steinzeit - doch wurde die erste
Datenfernübertragung trotzdem ein voller Erfolg, der nur
deshalb nicht in die Geschichte einging, weil es noch keine gab.
So mancher geriet angesichts dieser bahnbrechenden Entwicklung
in eine Verzückung aus der er nicht mehr erwachte. Wie der
Sysop der Feuerstein-Mailbox. Ihn erschlug die Informationsflut.
Diese besonders grausame Art der Jenseitsbeförderung hat sich
bis in die heutige Zeit in einigen Ländern gehalten, wird aber
nur bei besonders schweren Vergehen, etwa Verbreitung falscher
Mailboxnummern, angewandt. Andere wiederum konnten sich für die
Sache nicht so recht begeistern, und standen den Steinbits
ratlos bis ablehnend gegenüber. Dieses Steinzeitdenken läßt
heute noch einige reaktionäre Individuen gegen den Computer
wettern. Ganz instinktiv eben.
Doch zurück in die Vergangenheit: Die herumliegenden Bits, also
Felsbröckelchen, ließen die damaligen Bewohner etwas
leichtfertig mit den natürlichen Ressourcen umgehen. Schon bald
ging der Rohstoff aus, und so endete die Steinzeit.
Kawumm erlebte den Niedergang seiner Idee nicht mehr; er starb
frühzeitig am ersten Acknowledge-Signal, auf dem Höhepunkt
seiner Arbeit, so wie er es sich gewünscht hatte. Sein Grab
konnte aufgrund der unpräzisen Adressierung leider bis heute
nicht gefunden werden. Der Verlust dieses Genies einerseits und
das Ende der natürlichen Signalvorkommen andererseits (es wurde
offensichtlich schon gespeichert) führten dazu, daß die DFÜ
in Vergessenheit geriet. Wie es sich herausstellen wird, jedoch
nur für kurze Zeit.
Im alten Rom war es dann, als man wieder Daten auf Reisen
schickte. Cäsar, der größte Hacker der damaligen Zeit, liebte
geradezu die DFÜ und schickte seine Grüße in die ganze damals
bekannte Welt. Zwar mußten wieder einige Sysops daran glauben,
die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten. Die römischen
Imperatoren wurden so die ersten Opfern der hohen
Telefonrechnungen. Zwar besaßen sie noch keinen solchen
Apparat, aber ob Daten oder Soldaten, der Versand kostete
Unmengen von Sesterzen und das Römische Reich mußte Konkurs
anmelden. Tausende der im Gleichklang der Sandalen synchron
marschierenden menschlichen Bits wurden arbeitslos.
Die Geschichte feierte wieder ein paar Geburtstage, bis ein
Organisationstalent namens Napoleon Bonaparte die Idee der DFÜ
wieder aufgriff. Er war ein absoluter Freak, der keine Anwendung
ausließ. So ließ er sich in Frankreichs bekanntester Software-
schmiede, dem Bastille-Verlag in Paris, das erste Adventure-Game
entwerfen. Monatelang saß ein junger übriggebliebener Adliger
an dem Programm "Nappy goes to Moscow", kam aber nie über ein
Flowchart hinaus. Nappy, Pardon, Napoleon nicht bis nach Moskau.
(Auch ein etwa 150 Jahre später herausgebrachtes Remake,
diesmal unter dem Titel "Adi goes to Moscow" scheiterte an der
damals üblichen Röhrentechnik, weil die Verlustleistung nicht
ausreichte, um ganz Sibirien ausreichend zu beheizen.) Der erste
Programmierer wurde dann im Zuge der Französischen Revolution
der Öffentlichkeit vorgestellt und verließ angesichts der
begeisterten Menge das Podium ziemlich kopflos. Aber das hat mit
der DFÜ nichts mehr zu tun.
Napoleon, unterdessen ständig in Sachen Kriegskunst unterwegs,
gab eine erfolgreiche Vorstellung nach der anderen und eroberte
mit seinem einnehmenden Wesen die Welt (natürlich nur die
damals bekannte). Die häufige Abwesenheit machte allerdings
eine sorgfältige und sichere Datenübertragung erforderlich.
Schließlich war Krieg, und bei dem wüsten Getümmel arbeitete
die Post nicht besonders zuverlässig, was sie zwar heute auch
nicht tut, dafür haben wir aber wenigstens keinen Krieg.
In manch durchschlafener Nacht überlegte der Heerführer, von
seinen Untergebenen liebevoll Europas größter Zwerg" genannt,
fieberhaft, wie eine Lösung aussehen könnte. Eines Tages kam
dieselbe, wie alles Gute, von oben. Eine Taube erleichterte sich
ein wenig und wählte als Ziel ausgerechnet den kleinen Korsen
aus. Der machte erstens den Dreck weg und zweitens das Beste
daraus indem er die Brieftaube erfand, und damit wiederum die
DFÜ förderte. Führende Köpfe der damaligen Zeit arbeiteten
den Einfall aus und perfektionierten die Idee. Nach dem
neuentwickelten Code benötigte man acht Tauben, die im
Formationsflug einen Buchstaben bildeten. Zwar gab es schon den
ASCII, den American Standard Code, der mit nur sieben Tauben
auskam, aber das war eben in Amerik[36m
Nappy stand vor einem seiner besten Fights, als er erschrocken
feststellte, daß er seine Parade-Pantoffeln zu Hause bei seiner
Josephine vergessen hatte. Sofort sandte er per Tauben-DFÜ die
Nachricht: "Habe Pantoffeln vergessen. Sofort nachsenden. N.B."
Dazu waren, wie sich leicht nachrechnen läßt, immerhin 560
Tauben notwendig - inklusive Leerzeichen. Über den Alpen kam
die ganze schöne Formation angesichts eines Lämmergeiers
derart durcheinander, daß die Nachricht infolge mangelnder
Redundanz unleserlich und in Paris falsch dekodiert wurde. Statt
Pantoffeln bekam der Feldherr ein Paar Kartoffeln. Und da bei
einem Sieg die Parade mangels schicker Schlappen ausgefallen
wäre, verlor der Kriegskünstler die Lust an der Sache sowie
die anschliessende Schlacht, und die Sache war für ihn
erledigt. Für die Tauben allerdings auch. Da die meisten
Nachrichten geheim waren, mußten die Boten, in diesem Falle
also die Tauben, im Interesse der Sicherheit zum Schweigen
gebracht werden. Eine Cousine des Schlachtenlenkers erfand
daraufhin einige neue Rezepte die dann auch nach ihr benannt
wurden. In der "Nouvelle Cuisine" (so hieß das Kochbuch) stand
so manches Täubchen auf der Speisekarte. Dies führte
zwangsläufig dazu, daß die flugtauglichen Bits immer knapper
wurden. Der Erhalt der Gattung wurde glücklicherweise durch das
Ende der napoleonischen Kriege, welches ziemlich zeitgleich mit
dem Ende des Namensgebers fiel, gesichert.
Nappy fiel nicht der Vergessenheit anheim: Denkmal für Denkmal
schoß aus dem Boden - so daß manch braver Ackersmann nicht
mehr wußte, wie er noch gerade pflügen sollte. Und sogar die
kleine Anekdote, als der Vogel den Geistesblitz auf den kleinen
Korsen fallen ließ, wird bis in die heutige Zeit bei jedem
seiner Monumente exakt nachgespielt.
Den nächsten entscheidenden Impuls bekam die Nachrichtentechnik
dann in Deutschland, welches damals zwar noch nicht so hieß,
aber schon so war. Ein Fürst namens Tut und Sagtnix erkannte
folgerichtig daß es noch keine Post gab, als er einmal einen
Brief in den nicht vorhandenen Briefkasten werfen wollte. Man
bediente sich bis dato des einfachen Weges der Flaschenpost und
versenkte die Briefe samt Leergut in den Starnberger See. Der
geschäftstüchtige Fürst nahm flugs in der eigenen Bank ein
Darlehen auf und kaufte auf dem nächsten Flohmarkt ein reich
verziertes Postmonopol. Damit kam endlich Schwung in den Laden,
und fürstliche Beamte sorgten dafür, daß alles klappte. Sie
erhoben Porto, druckten und leckten die Briefmarken, und
stempelten diese, bevor sie auf die Flaschen geklebt wurden, die
dann im Starnberger See landeten. Mit der Post ging es
aufwärts. Leider verlor der Postfürst sein Monopol am
Spieltisch an den Kanzler, welcher damit nichts anfangen konnte
und das Ding seinem Minister schenkte.
Dieser schlug dann auch sofort zu, und erfand das deutsche
Postmodem. Leider unterliefen ihm dabei einige
Entwicklungsfehler, da der Computer noch nicht auf dem Markt
war, und somit Kompatibilitätsprobleme die zwangsläufige Folge
waren. Die Zeit bis zum Erscheinen der ersten Rechner wollte man
dadurch überbrücken, daß man die Modems als solche
verschickte, nach dem Motto: "soll sich doch der Empfänger
darum kümmern, was darin steht". Jedoch ging auch dieser
Versuch daneben, da das Gerät zu schwer und außerdem nicht
wasserdicht war und auf Nimmerwiedersehen im Starnberger See
versank. Glücklicherweise hatte man jedoch zwei Prototypen
gebaut, so daß das Alternativexemplar auf seine Mängel hin
untersucht werden konnte. Diese anspruchsvolle Aufgabe wurde dem
renommierten Zentralinstitut für Zufallsforschung, ZZF in
Darmstadt unter der Leitung der ersten Mailboxerin Deutschlands,
Sylvia Soppelmann, übertragen. In Ihrem kleinen und zugigen
Forschungslabor nahm die Wissenschaftlerin das Gerät auf seine
Fehler hin auseinander. Was nicht funktionierte, bekamen die
Japaner, den Rest behielt sie für den Bau eines neuen Modells
im Labor zurück. Leider war es nicht sehr viel: Der
verbliebene, einpolige, zirka vier Zentimeter lange Klingeldraht
funktionierte zwar tadellos, ergab aber keinen Sinn. Ein drittes
Modem mußte her, und daran scheiterten die ganzen weiteren
Arbeiten. Die flotte Sylvia, in Kollegenkreisen Sysop genannt,
wartet heute noch auf ein Postmodem, welches seinen Dienst
ordnungsgemäß verrichtet; den Herren Bell und Hayes sei's
geklagt, vergebens. Soweit also der geschichtliche Aspekt. Und
da wir gerade bei der Geschichte sind, stelle ich Euch jetzt ein
Paar Fragen, auf die es ebenso traditionsgemäß keine Antwort
gibt:
Was ist ein Sysop?
a.) ein Steinzeithacker
b.) ein alpenländischer Lämmergeier auf Taubenfang
c.) ein Opfer grausamer Postbestimmungen
Wieviele Tauben sind zur Übertragung einer Nachricht notwendig?
a.) jede Menge
b.) mehr oder weniger
c.) nur eine Cousine
Wie funktioniert ein deutsches Postmodem?
a.) überhaupt nicht
b.) eher zufällig
c.) Sonntags nie
Und hier die Antworten:
Ein Sysop ißt so ziemlich alles, außer Knoblauch. Warum dem so
ist, kann ich nicht sagen - vermutlich löst die Angst vor
daraus sich ergebenden Kommunikationsproblemen die Freßhemmung
aus, obwohl man das Allium Sativum durch ein Modem gar nicht
riechen kann.
Die zweite Frage war die schwerste. Sie fiel mir während des
Schreibens in den Starnberger See und ist samt der
dazugehörigen Antwort bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Die dritte war, ganz klar, eine Fangfrage. Sie stammt vom
Bundespostminister selbst, der die Antwort dringend für seine
weitere Planung benötigt. Antworten nimmt jeder Briefträger
entgegen. (Bitte den Postboten ausreichend frankieren und NICHT
in den Starnberger See werfen !!!)
Nun aber zur Sache. Wie funktioniert DFÜ, die Sache mit dem
Pfiff, eigentlich? Richtig, auf das Piepen kommt es in der Tat
an. Der Gedanke läge nahe, sich einen Vogel zuzulegen, doch
darf ich davon ausgehen daß ein Hacker bereits einen hat, den
wie käme er sonst auf die Idee, sich auf eine so abenteuerliche
Sache einzulassen. Sinnvoller, ja fast unersetzlich ist der
Besitz einer Schnittstelle. Mancher Computer hat eine, ein
anderer nicht. In diesem Falle hat man sich bereits beim Kauf
des Computers geschnitten und muß nachrüsten, was teuer ist.
Dadurch bekommt man bereits einen Vorgeschmack auf die Kosten,
die auf einen noch zustürmen werden. Weiterhin ist noch ein
Akustikkoppler notwendig. Dabei gehe ich davon aus, daß... Ach
was, ich bleibe lieber hier. Es ist nämlich ziemlich sicher,
daß die Post bis zur Drucklegung dieses Artikels immer noch
kein Modem - außer ihrem eigenen - genehmigt hat. Und dieser
Aufsatz soll berichten wie die DFÜ funktioniert und nicht wie
sie es dank eines Postmodems NICHT tut. Ohne amtliche Elektronik
kann es nun losgehen. Nein, noch nicht ganz, denn es wird noch
eine Kabelverbindung zwischen Koppler und Schnittstelle
benötigt, damit die Geräte nicht so frei im Raum
herumschweben. Wie immer, wenn man es mit hochwertiger
Elektronik zu tun hat, ist es mit einer einfachen Strippe nicht
getan, da muß schon etwas teureres her. Ohne Kabelsalat macht
die Sache sowieso keinen Spaß. Nun muß man nur noch über ein
geeignetes Kommunikationsprogramm verfügen (nach Meinung der
Freaks gibt es keine wirklich guten, man schreibt sich seine
Software also am besten selbst).
Dem Willigen stellt sich meist nur noch ein Hindernis in den Weg
- das Telefon: Hat man eines, dann ist es schlecht, hat man
keines, dann erst recht. Behandeln wir zuerst den Fall des nicht
vorhandenen Telefons: Meist steht dann irgendwo an einer nahen
Ecke eine Telefonzelle zur Verfügung. Man muß dann nur noch
die gesamte Ausrüstung in dieses gelbe Häuschen transportieren
und ein ausreichend langes Verlängerungskabel besorgen. Mit
einem reichlich bemessenen Vorrat an Münzen steht einem
geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten nichts mehr im Wege.
Weniger empfehlenswert ist es, mit Computer, Disketten,
Akustikkoppler usw. beladen bei der Nachbarin aufzukreuzen, und
mit harmloser Miene anzufragen ob man eben mal kurz telefonieren
könne. Falls die Dame für ein derartiges Ansinnen überhaupt
Verständnis aufbringt, besteht immer noch die Gefahr, daß sie
unter dem "geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten" was völlig
Falsches versteht.
Aber es soll ja Leute geben, die über einen eigenen Anschluß
verfügen, wenngleich sie damit immer noch nicht besser dran
sind. Moderne Apparate haben nämlich viereckige Sprech- und
Hörmuscheln die sich so an die Ohrform des Verbrauchers
angepaßt, und damit gleichzeitig von den Aufnahmehalterungen
eines Durchschnittskopplers entfernt haben. Aber das ist nur ein
kleines Problem, das sich im Laufe einer Nacht im Bastelkeller
beseitigen läßt. Hier wird aus einem Kilo Einmachgummis und
einem Eimer Kleister ein Adapter für den Hörer gebastelt:
Einmachgummis aufkochen und eine Stunde ziehen lassen. Dann den
Leim hinzufügen und das Ganze durch kräftiges Pusten
abkühlen. Wenn der Kleber trocken ist, kauft man sich einen
neuen, induktiven Koppler, und schmeißt den alten weg. Nun kann
es aber endgültig losgehen.
Zuerst wird die Nummer einer bekannten Mailbox gewählt. Haltet
ruhig mal den Hörer ans Ohr, es tut gar nicht weh. Was ihr da
hört, ist das Besetztzeichen, welches für bekannte Mailboxen
typisch ist. Wählt also lieber eine weniger bekannte an, etwa
die des Katholischen Hilfswerkes. Und was kann man jetzt hören?
Richtig, immer noch das Besetztzeichen. Es müßte sich ja
mittlerweile herumgesprochen haben, daß das Telefonnetz tags-
über nicht und nachts höchst selten funktioniert. Solange die
Sonne scheint ist die Leitung schon bei der Vorwahl überlastet
und läßt den DFÜ-Freaks keine Chance. Wir lassen also die
Nummernfummelei bleiben, verlegen die Aktion auf die Nachtzeit,
und widmen uns in der Zwischenzeit der Theorie.
Besorgt Euch bitte mal acht wohlklingend piepende, hübsch
anzusehende, graue (wie die Theorie) Ratten. Ratten sind, das
weiß man aus dem Kino, gesellige, lernwillige Tiere, so ganz
anders als der gemeine Goldhamster, die für einen DFÜ-Versuch
abgerichtet werden können. Gebt den Schmusetierchen die Namen
Bittie-Null bis Bittie-Sieben (abgeleitet von Bit).
Jetzt kommt es nur noch darauf an, diese wilde Horde so zu
dressieren, daß sie wunschgemäß piept. (Sie haben doch auf
wohlklingende Exemplare geachtet?) Nun schaut ihr Euch bitte den
ASCII-Code für den Buchstaben "A" im Handbuch an und übersetzt
ihn in die Binärform. Habt Ihr das gecheckt? Prima, obwohl es
gar nicht nötig war, denn meine Ratten haben es mir schon
verraten: Binär heißt das "A" eigentlich "01000001". Jetzt
wißt Ihr es also, und könnt inzwischen überprüfen, ob die
Ratten noch auf ihren Plätzen sind. Falls nicht, empfiehlt sich
die Suche unter nahegelegenen Schränken und Betten, da nur
extrem träge Exemplare auf derselben Stelle verharren, während
Ihr Euch mit den Codetabellen herumschlagt. Nun laßt Ihr die
Ratte Null und Ratte Sechs durch sachtes Kneifen piepsen. Das
Ergebnis ist der DFÜ-Ton des Buchstabens.
Kenner der Materie wissen schon daß man für die reine
Textübertragung keine 8 Ratten benötigt, da ja bereits 7 Bits
für alle Zeichen ausreichen. Diese Schnellmerker werden jetzt
gleich fragen, was ich denn mit dem letzten Tierchen mache (es
ist übrigens ein Weibchen, und sie heißt Helene). Ihre
ursprüngliche Aufgabe war es, den Telefonhörer zu halten.
Leider war derselbe zu schwer. Da sie (Helene) sich jedoch als
außerordentlich klug erwies, habe ich beschloßen, ihr den Piep
des Paritätsbits zu übertragen. Dazu ist mathematisches Talent
erforderlich, muß doch die Summe aller abgeschickten Pieper auf
even oder odd gebracht werden. Hier wäre die Anschaffung eines
billigen Taschenrechners zu erwägen, um, insbesondere bei
höheren Übertragungsraten (ab etwa 150 Baud), dem Vorwurf der
Tierquälerei wirkungsvoll zu begegnen. Sollte Euch eine
ähnlich gute Dressurleistung gelingen, könnt Ihr damit im
Zirkus auftreten, die Verwandtschaft beeindrucken, oder im
Fernsehen auftreten. Was Ihr nicht könnt, ist DFÜ. Hierzu ist
nämlich noch einiges mehr nötig. Da gibt es das Stoppbit, für
das am besten eine von Natur aus langsame Ratte benutzt wird.
(Bei Zweien ist der Bremsweg entsprechend kürzer.) Außerdem
wird ein Antwortsignal benötigt, bei dem solch ein Tierchen
auch die Fähigkeit zum Zuhören haben muß. Kurz und gut, da
auch noch dauernd der Käfig saubergemacht werden muß, sollte
man auf diese Arbeitsweise verzichten, und die Ratten in die
Freiheit entlassen, vielleicht in der Umgebung eines Postamtes.
Mittlerweile ist es auch schon Mitternacht, und wir können
wieder mal versuchen eine Mailbox zu erreichen. Also: wieder
wählen und lauschen. Und tatsächlich, es ist ein mehr oder
weniger deutliches "Pieep" zu vernehmen. Es ist der Computer,
genauer gesagt das Programm, ganz genau gesagt der Carrier, der
uns zu verstehen gibt: "hier bin ich, die DFÜ kann beginnen".
Mist! Das hätte man vorher wissen sollen! Bis Ihr jetzt den
Computer eingeschaltet, die Software geladen und gestartet habt,
ist die Verbindung längst weg. Das Ganze nennt sich Timeout,
und dient dazu, auch anderen Freaks die Möglichkeit zu geben
dem "Pieep" (auch Carrier genannt) der Mailbox zu lauschen.
Für den zweiten Versuch sollte der Computer also eingeschaltet
und das Programm geladen sein. Wenn Ihr das Zeichen hört,
drückt den Hörer schleunigst in den Koppler, und schon
erscheint das Titelbild der Box auf dem Bildschirm. Die
darauffolgende Frage nach dem Namen könnt Ihr nur beantworten,
wenn Ihr einen habt. Wenn nicht, dann nehmt bitte etwas
Originelles, z.B. Dr. Bakterius, Glombofax oder Megasieb. Namen
wie Hacker, Superman oder Joshua werden nur noch von den
phantasielosesten Gesellen in der allerersten Anfangszeit
benutzt, und verweisen auf einen niedrigen Intelligenzquotien-
ten. Die nächste Frage ist jene nach dem Paßword. Holt nun
Euren neuen, maschinenlesbaren Personalausweis, schaut nach,
welche Zeichenfolge Euch am besten gefällt, und gebt dieselbe
ein. Da die ja dem Sysop naturgemäß fremd ist, werdet Ihr auf
Gastlevel niedergestuft. Die Frage GAST JA/NEIN beantworte man
tunlichst mit "J", da es vielleicht etwas zu trinken gibt.
Merke: die wenigsten Sysops sind Abstinenzler (abgesehen
vielleicht von denen der Katholischen Sozialhilfe). Die ganze
Prozedur heißt "Einloggen", was soviel wie "Reinkommen"
bedeutet. Ist man erstmal drin (in der Mailbox) steht man vor
einer Bretterwand. Das Inhaltsverzeichnis einer anständigen
Mailbox wird nämlich in sogenannte Bretter unterteilt. Diese
Unterteilung ist auf den berühmten Hundezüchter und allseits
anerkannten Dünnbrettbohrer Christian Blackpenny
zurückzuführen. Dieser entwickelte das Mailboxsystem und
führte es international ein - daher der Name FidoNet. Leider
verirrte er sich in demselben und gilt seit dem Zeitpunkt als
vermißt, in dem ein unvorsichtiger Sysop die Leitung durch
einen voreiligen ATH0-Befehl kappte.
Damit es Euch nicht ähnlich ergeht, solltet Ihr die Bretter
systematisch durchforsten. Das kostet zwar Zeit, (und die ist
bekanntlich Geld) das ist aber nicht besonders tragisch wenn man
ein Firmentelefon benutzen kann, und nicht gerade stundenlange
Chats mit Übersee fährt. Und damit sind wir schon beim letzten
Punkt, nämlich der Telefonrechnung. Zum unbedingten
Statussymbol eines halbwegs ernstzunehmenden Hackers gehört in
jedem Falle eine Telefonrechnung die mindestens 20% des
monatlichen Bruttoeinkommens ausmacht. Niedrigere Summen lassen
berechtigte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Hobbys aufkommen,
und haben im Wiederholungsfalle eine Sperrung des Teilneh-
meranschlusses sowie einen zwangsläufigen Anschluß an BTX zur
Folge; im Wiederholungsfall kann auch eine Verkabelung verfügt
werden.
Zum Abschluß noch einmal einige Fragen:
Wohin mit den Ratten?
a.) der Freundin schenken
b.) ab in die Natur
c.) an die nächste Mailbox schicken
Bretter sind...
a.) dazu da, durchbohrt zu werden
b.) Kopfschmuck eines Hackers
c.) die rustikale Verkleidung einer Mailbox
Eine gute Mailbox erkennt man...
a.) an den gutdressierten Ratten
b.) am Belegtzeichen
c.) an der Telefonrechnung
(Die Antworten findet Ihr demnächst in irgendeiner Mailbox.)
*** Text gefunden in der chip-Mailbox (leicht bearbeitet) ***
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